Kulturgießerei Schöneiche Theaterverbindet
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Theater verbindet 2018


Kugi und KuKi

Aktion
22.07.2018 - 28.07.2018

Rezension

MOZ, 27.7.2018
Theater überwindet Fremdheit
Marion Thomas / 27.07.2018, 07:15 Uhr
Sie kommen aus Schöneiche und Münchehofe, aus Syrien und Afghanistan: 30 Kinder und Jugendliche studieren diese Woche in einem Workshop in der Kulturgießerei gemeinsam zwei Theaterstücke ein.

„Kommt zusammen! Hier, im Schatten“, ruft Wahiba Megdad und klatscht in die Hände. „Ein paar Spiele zum Aufwärmen.“ Sie hält eine quietschende Gummiflugente in der Hand, schaut lächelnd in die Runde: „Wir haben heute einen Neuen dabei, Jannick. Wir wollen uns kennenlernen. Sagt, wie ihr heißt und zeigt, was ihr gern macht.“ Sie wirft das Tierchen in die Runde, und los geht’s. Die Fänger treten in die Mitte, stellen sich vor und zeigen ihre Lieblingsbewegung: Tanzen, Fußball, Springen, Judo oder Spagat. Ausgelassen toben die Kinder durch den Garten, imitieren Gesten und Ausdruck des anderen, testen ungeahnte Fähigkeiten, kreieren Eigenes, erkennen Neues. Die Hautfarbe oder die Muttersprache der anderen spielt keine Rolle.

„Ich weiß, wie es sich anfühlt, fremd zu sein, nichts zu verstehen, keinen geregelten Status zu haben“, erzählt Wahiba Megdad in einer kleinen Pause, bevor die Arbeit drinnen auf der Bühne weitergeht. Vor 43 Jahren kam sie aus dem Libanon nach Berlin, arbeitet als Lehrerin für Lebenskunde in Wilmersdorf und engagiert sich gemeinsam mit ihrem Mann Jalal für Integrationsprojekte wie dieses in Schöneiche. Es wird vom Bündnis für Brandenburg gefördert. „Ich fühle mich nach all den Jahren eher als Deutsche, aber vor allem: Ich habe zwei Kulturen gewonnen“, sagt Wahiba Megdad.

Diese Erfahrungen gibt sie auf einfühlsame Weise weiter. Doch ohne ihren Mann ginge es nicht, betont sie. Er koordiniert vieles und hat seinerseits ausreichend Erfahrung mit Flüchtlingen – er ist als Sozialarbeiter tätig. „Für viele ist es wichtig, sowohl eine Frau als auch einen Mann als Ansprechpartner zu haben.“ Und so kennt sie sich aus mit Fremdsein und spricht nicht nur die Sprache vieler Flüchtlinge, sondern findet auch emotional Zugang zu allen Kindern und Jugendlichen.

Diese sind durchweg begeistert von dem Projekt, die meisten bereits mit Erfahrungen aus dem Vorjahr. Die neunjährige Kamar aus Syrien erzählt: „Letztes Jahr hat so viel Spaß gemacht, ich wollte unbedingt wieder dabei sein. Theater ist toll.“ Auch Paramjeet aus Afghanistan ist voll des Lobes: „Alles hier ist wunderbar. Auf der Bühne tanzen ist ein Traum.“ Luca aus Schöneiche ist auch zum zweiten Mal dabei: „Hier drin ist es schön kühl“, sagt er grinsend und erntet rundum Gelächter, fügt aber schnell hinzu: „Nein, nein, nicht nur. Ich mag tanzen. Hiphop ist mein Hobby, auch im Verein.“ Seine Begeisterung zog Freund Jannick aus Münchehofe zum Theaterprojekt. Er hörte davon und schaute neugierig vorbei. „Zu Hause war schon ein bissel langweilig“, gibt er zu. „Hier ist was los, ich kann mitmachen, habe sogar einen Text bekommen. Das macht mir Spaß.“

„Aufgepasst!“ Wahiba Megdad hebt ihre Hand, „drei, zwei, eins.“ Konzentrierte Ruhe. „Wir proben jetzt den Anfang. Wer nicht tanzen möchte, setzt sich auf die Tische und macht etwas ohne Worte. Was kann man in der Schulklasse pantomimisch zeigen?“ Am Handy oder Ching chang chong spielen, an die Tafel malen – kommen als Vorschlag. „Okay. Zeigt es.“ Und so arbeiten die Kinder  zwischen neun und zwölf Jahren an ihrem Stück „Der Fremde“ von Karl Valentin.

Am Nachmittag dann studieren die Älteren bis 17 Jahre „Romeo und Julia“ ein – jedoch nicht den Klassiker, sondern eine moderne Variante, die Wahiba Megdad selbst geschrieben hat. In beiden Stücken, in denen jeweils auch kleine Textpassagen auf Arabisch vorgetragen werden, geht es um die Frage: Wer ist ein Fremder? Wo ist man fremd und wie lange? Wenn man einen Bekannten hat, ist man dann immer noch fremd? Die Teilnehmer dieses Projekts sind es untereinander nicht. Sie spielen und arbeiten zusammen, zeigen ihre Talente, und setzen sich über imaginäre Grenzen des Fremdseins hinweg, die für sie gar nicht existieren. So singen sie am Ende gemeinsam auf den bekannten Rap „Ist mir egal“ die Variante:  „Mensch ist Mensch, ist nicht egal... Menschlichkeit und Moral – alles andere ist mir egal.“

Gemeinsam mit dem Bündnis für Brandenburg hat die Kunst- und Kulturinitiative Schöneiche e.V.  das Projekt "Theater verbindet 2018" initiiert.
Aufgrund der guten Erfahrungen des Projektes im Vorjahr wird es auch 2018 wieder eine Projektwoche geben. Vom 22. bis 28.7.18 erarbeiten Kinder und Jugendliche gemeinsam in den Sommerferien mit zwei theatererfahrenen Pädagogen in zwei Gruppen Theaterstücke in der Kulturgießerei Schöneiche:
1. Pantomimisches Theater (für Jugendliche, 13-17 Jahre) täglich 13-16 Uhr
2. Mehrsprachige Märchenaufführung (für Kinder, 8-12 Jahre) täglich 10-13 Uhr
Aufführungen sind für den 28.7.18 um 15 Uhr in der Kulturgießerei anläßlich eines Begegnungsabends vorgesehen.
Zielgruppe: Kinder und Jugendliche (20 Teilnehmer) aus Schöneiche. Der Fokus liegt auf der Begegnung von Kindern mit Migrationshintergrund und gebürtigen Schöneicher Kindern.
Anmeldung bitte bei Frau Grote, Gemeindeverwaltung: Telefon 030 - 64 33 04 121 bzw. E-Mail an grote@schoeneiche-bei-berlin.de


Kugi und KuKi Website