Kulturgießerei Schöneiche der_nackte_koenig
Kulturgießerei Schöneiche der_nackte_koenig

Der nackte König


Die Wortgießer

Theater
Samstag 05.04.2014
Einlass: 18:30 Uhr
Start: 19:30 Uhr
Rezension

MOZ, 6.4.19
Theaterpremiere in der Schöneicher Kulturgießerei / Fabel von Jewgeni Schwarz nach Märchen von Andersen
Die Selbstverliebheit der Mächtigen
Michael Nowak / 06.04.2014
Schöneiche (MOZ) Es ist ein unterhaltsames Stück, das voller politischer Anspielungen steckt: Die beiden Schöneicher Theatergruppen "DrehBühne" und "Die Wortgießer" führten in der Kulturgießerei Jewgeni Schwarz' "Der nackte König" auf. Am Freitagabend war Premiere des Theaterstücks, das der Autor nach Motiven von Hans-Christian Andersen verfasste.

"Ich bin verliebt", jubelt der kalkweiß geschminkte Schweinehirt Heinrich (gespielt vom Grünheider Marvin Grobe) am Freitagabend in der ausverkauften Schöneicher Kulturgießerei. Und schon erscheint seine Angebetete, die Prinzessin Henriette (Annie Nowak aus Rüdersdorf) auf der Bühne - und schenkt dem Schweinehirten nach einem verbalen Schlagabtausch unzählige Küsse. Vor mehr als 100 Besuchern ist diese Szene der Auftakt der Aufführung einer knapp zweistündigen, skurrilen Komödie.

Die Schauspieler der Amateurgruppen "DrehBühne" und "Die Wortgießer" haben das Stück "Der nackte König" des russischen Dramatikers Jewgeni Schwarz auf die Bühne gebracht. Damit hat Regisseur Ralf Schlösser ein lange geplantes Projekt vollendet. Die Proben für das Theaterstück hatten schon vor drei Jahren begonnen. Unter anderem, weil aus Anlass des Gerhart-Hauptmann-Jahrs in Erkner zunächst der "Biberpelz" aufgeführt werden sollte, wurden die Arbeiten am "Nackten König" unterbrochen.

"Endlich, im zweiten Anlauf nach 2011, kommt das Stück nun doch zur Aufführung", so der Schöneicher Frank Fiegler. Er spielt den "Minister fürs Zarte" in dieser politischen Fabel. Vieles von der nur im ersten Moment absurd erscheinenden Handlung auf der kleinen Bühne kommt den Zuschauern offensichtlich bekannt vor. Denn Autor Jewgeni Schwarz (1896-1958) hat die Motive gleich dreier Märchen von Hans-Christian Andersen miteinander verzahnt. Auf den "Schweinehirten" folgen die "Prinzessin auf der Erbse" und "Des Kaisers neue Kleider". Hier sind es ausgerechnet der Schweinehirt Heinrich und sein Weggefährte Christian (Florentine Eberlein), die den König (Katrin Fiegler) austricksen. Wortgewaltig gehen die meisten Darsteller in ihren Rollen auf, gekonnt spielen sie die Selbstverliebtheit und Arroganz der Mächtigen. Diese Anspielungen sind übrigens der Grund, warum das Stück erst 30 Jahre nach seinem Erscheinen 1934 uraufgeführt werden durfte.

Für "König" Katrin Fiegler ist die Darstellung des eigentümlichen Märchen-Monarchen eine besondere Herausforderung: "Mein Wunsch war es, einmal eine Hosenrolle spielen zu dürfen." Auch wenn der König in diesem Stück bekanntlich nicht in jeder Situation eine Hose anhabe ...

Als im Finale nach knapp zwei Stunden Spielzeit bei der Hochzeit von Prinzessin Henriette und dem König dann eine nur vermeintlich in schöne Kleider gehüllte Gestalt splitterfasernackt über die Bühne huscht, ruft ein mitten im Schöneicher Publikum sitzendes kleines Mädchen: "Aber er ist doch nackt." Der Ausspruch gehört zum Stück dazu, genauso wie er einfach wahr ist.

Der uneinsichtige König kontert noch einmal: "Das habe ich mit Absicht gemacht, ab heute heiraten alle nackt...". Dann bedankt sich das Premieren-Publikum mit freundlichem Applaus für die Aufführung dieses ebenso bunten wie mehrdeutigen Stücks.

"Der nackte König" von Jewgeni Schwarz in einer Produktion der "DrehBühne" und der "Wortgießer" - die nächsten Aufführungen sind geplant am Sonnabend, 17. Mai, 19.30 Uhr, und am Sonntag, 18. Mai, 16 Uhr, sowie bei den Amateurtheatertagen auf der Burg Storkow am Freitag, 30. Mai, 16.30 Uhr.

Es spielen "Die Wortgießer" und "DrehBühne"

Das Amateurtheater „Die Wortgießer“ aus Schöneiche freut sich, für eine weitere Produktion mit Ralf Schlösser und dem Ensemble der Schauspielschule „DrehBühne“ aus Erkner zusammenzuarbeiten.

Nach dem Erfolg der ersten gemeinsamen Produktion zu Hauptmanns „Der Biberpelz” greift  das nunmehr vierzehnköpfige Ensemble das Stück „Der nackte König“ wieder auf.
Der russische Dramatiker hatte das Stück 1934 geschrieben. Es handelt sich um die Vermengung dreier Märchen von Hans Christian Andersens.
So hat er neben dem „Schweinehirten“ auch „Die Prinzessin auf der Erbse“ und „Des Kaisers neue Kleider“ zu einem sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Stück adaptiert, dessen heitere politische und soziale Anspielungen sehr wohl auch auf die heutige Zeit passen.

PREMIERE am 4.4.2014!


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